Dieser Artikel beschreibt die Bestandteile, die eine moderne Lagerverwaltungssoftware auszeichnet: Modularität, Flexibilität in Konfiguration und Prozesseinstellungen, Internetfähigkeit, Standardfokussierung und Nachhaltigkeit durch Qualitätssicherung, Dokumentation sowie agile Softwareentwicklung. Dabei wird der Begriff Lagerverwaltungssoftware (Abkürzung LVS) synonym verwendet zu Warehouse-Management-Software, Warehouse-Management-System, WMS oder Lagerverwaltungssystem.
Aufgabe einer Lagerverwaltungssoftware liegt im Führen und Optimieren von innerbetrieblichen Lagersystemen. Seit September 2015 definiert die VDI-Richtlinie 3601 die Aufgaben- und Leistungsbereiche, die prägend sind für die Bezeichnung eines IT-Systems als Lagerverwaltungssoftware.
Definition und Abgrenzung
In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an eine Lagerverwaltungssoftware geändert:
- Sie muss sich dem ständigen Wandel schneller anpassen können.
- Sie muss Informationen filtern und konzentrieren.
- Sie muss dem Bediener Werkzeuge in die Hand geben, so dass er sich von überall und zu jeder Zeit über Zustand und Trends der Materialflüsse informieren und Abläufe möglichst schnell und selbstständig verändern kann.
- Weiter muss sie Werkzeuge zur Verfügung stellen, die dem Lagerleiter möglichst grafisch aufbereitet Optimierungspotential im Lager aufzeigt, und ihm hilft, seine Prozesse laufend zu verbessern.
Modularität
Eine moderne Lagerverwaltungssoftware ist modular aufgebaut. Die Benutzer greifen diejenigen Funktionen heraus, die sie für die Abbildung Ihrer Prozesse benötigen. Die Einsatzbereiche des WMS sind von Branche zu Branche unterschiedlich. Als Basis dienen der Software die Kernfunktionen, wie z.B. Lagerstruktur, Stammdaten- und Bestandsverwaltung, Prozesse des Warenein- und -ausgangs, Umlagerung, Inventur, Leitstandsfunktionalitäten, Qualitätssicherung und Bestandsrückmeldung. Erweiterungsmodule bilden die Zusatzfunktionen wie beispielsweise Produktionsabbildung, Cross Docking, Seriennummern- oder Mindesthaltbarkeitsverwaltung ab.
Flexibilität
Nach dem Leitsatz "Konfigurieren statt Programmieren" sind in der Software alle wichtigen Parameter einstellbar - ohne, dass Programmierarbeiten aufgewendet werden müssen. Neben Einlagerungs-, Entnahme-, Kommissionier- und Belegungsstrategien sollten Wegeoptimierungsmöglichkeiten, Dashboards, Formulare und Suchelemente konfigurierbar, sowie Menüs, Masken, Sprachen und Bildschirmansichten veränderbar sein.
Browserbasiert
Bei der Kaufentscheidung für eine Lagerverwaltungssoftware ist die Softwaregeneration und die entsprechende Softwarearchitektur ein sehr wichtiges Kriterium: Die Anforderungen des Betriebs sollen möglichst lange mit einer Software abgedeckt werden und Investitionssicherheit erhalten bleiben. Dazu gehören eine dreischichtige Softwarearchitektur sowie moderne objektorientierte Programmiersprachen, die internetfähig sind, eine hohe Performance und Plattform- und Betriebssystemunabhängigkeit ermöglichen.
Standardisierung
Standard-LVS ist bei vielen Anwendern im Einsatz, gut dokumentiert und läuft stabil, denn Standardsoftware wird ständig weiterentwickelt und regelmäßige Releases und Updates bei Kundensystemen aufgespielt. Standardisierte Vorgehensweisen in der Projektabwicklung, in der Gestaltung und Durchführung von Testszenarien und bei der Vorgabe von Programmierrichtlinien sichern die Qualität. Schnittstellen integrieren vor- und nachgelagerte Softwaresysteme (Z. B. ERP, Produktionsplanung, Online-Shop, Kassensoftware etc.) ins System. Merkmale eines solchen Vorgehens sind zum Beispiel Qualitätssicherung nach ISO-Standards, ISO-Zertifikate und Ausrichtung an VDI-Richtlinien.
Nachhaltigkeit
Nachhaltig handeln ist Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg. Auch der Einsatz des Lagerverwaltungssystems soll nachhaltig sein. Das bedeutet auf der einen Seite: Zugang zu Quellcode, Daten und Testszenarien; Zugang zu Lernmaterialien, Schulungen, Webinaren und zu einer nutzerspezifischen Online-Hilfe. Auf der anderen Seite bedeutet nachhaltiges Handeln aber auch, auf aktuelle Trends wie Kommissionieren mit der Datenbrille, green logistics, Herausforderungen im E-Commerce, mit Big Data und Multi-Channel-Handel zu reagieren und diese mit einzubeziehen.